Furt bei Gieselau

Von Basel nach Breisach im Kajak: Kanal oder Alter Rhein?

posted in: Kajak, Rhein | 1

Nach Basel ist die Zeit der Schweizer Umsetzpflicht an Wasserkraftwerken vorbei. Ab jetzt teilen sich Frankreich und Deutschland die Grenze. Hier beginnt auch der reguläre Schiffsverkehr.

Kurz hinter Basel wird der Rhein kanalisiert und es stellt sich die Frage ob man besser auf dem Kanal oder dem Alten Rhein parallel dazu weiterpaddelt. Meine Meinung hierzu ist ganz klar: Nimm den Alten Rhein, der ist einfacher und schöner zum paddeln.
Man kann zwar auch auf dem Kanal paddeln, allerdings ist dieser für den Frachtverkehr ausgelegt. Kajaks werden auf der ganzen Kanalstrecke nicht geschleust und ausbooten ist über die schrägen Kanalwände schwierig. Ausserdem schicken dir Motorboote bedingt durch den Kanal enorm hohe Wellen. Keine schöne Paddelstrecke also.

Wie man in den Alten Rhein kommt

Die Gabelung ist nicht zu übersehen. Rechter Hand geht es ans Kraftwerk, während links der Rheinseitenkanal abbiegt. Fahre ca. 100m in den Kanal, dann kommt rechts eine Einbuchtung mit Betontreppe zum Vorschein. Das ist die Ausbootstelle zum Alten Rhein. Die Treppe ist gerade so breit wie ein Seekajak lang. Ich wollte hier meins nicht die Treppe hochschleifen und habe stattdessen das halbe Boot ausgeräumt bis mir jemand geholfen hat es hochzutragen. Die Stelle liegt direkt am Spazierweg. Von der Ausbootstelle geht es mit dem eigenen Bootswagen über den Damm auf die andere Seite des Rheins. Hier gibt es auch einen Parkplatz.

Die Betreiber des Rheinseitenkanals haben sich verpflichtet, immer eine Mindestmenge an Wasser abzulassen. Als ich im Dürresommer 2018 den Rhein befahren habe hatte ich immer mindestens einen halben Meter Wasser unter dem Boot. Allerdings lag die offizielle Einbootstelle zwei Meter über dem Wasserspiegel und war zugewachsen. Als Alternative bleibt nur, dem Uferweg zu folgen in der Hoffnung dass es eine Möglichkeit gibt ans Wasser zu kommen. Das Ufer ist hier bewaldet. Ich bin am Ende nach zwei Kilometer tragen an der alten Mündung der Kander wieder aufs Wasser gekommen, mit der Hilfe der anwesenden Spaziergänger. Dort gibt es übrigens auch einen beliebten Rastplatz mit Grillstelle.

Die Hindernisse auf dem Alten Rhein bis Breisach

Dies ist ein Stück Rhein das man ursprünglich gelassen hat. Keine künstlichen Wehre, dafür Stromschnellen und der Mini-Wasserfall der Isteiner Schwelle. Wildwassererfahrung ist hier sicher von Vorteil.
Die Schwelle kündigt sich einen Kilometer vorher an mit einem grossen Schwall den ich links davon umtreidelt habe weil ich mich mit dem Seekajak nicht herangetraut habe. Im Nachhinein und mit der jetzigen Erfahrung würde ich direkt hindurch.
Die Ausbootstelle an den Isteiner Schwelle liegt am rechten Ufer, dafür muss man sich über eine Mini-Stufe getrauen. Einheimische haben mir gesagt dass die Schwelle ganz links befahrbar sei, aber mit einem vollbepackten Tourenboot würde ich das nicht riskieren. Das rechte Ufer ist ausserdem ein beliebter Badestrand, wo sich sicher einige freiwillige Helfer zum Umtragen finden lassen. Mit dem Bootswagen über den Uferweg ist das kein Problem, der schwierigste Teil ist über die grossen Flusssteine wieder zurück ans Wasser zu kommen.
Gleich danach kommt nochmals ein grosser Schwall, der sich aber gut fahren lässt genauso wie die kleineren Schwälle die auf den nächsten Kilometern immer wieder kommen. Grundsätzlich sind die alle auf der linken Seite befahrbar, auch der grosse Schwall an der Furt von Gieselau. Fürs Schwälle fahren ist wichtig, dass man schneller ist als das Wasser. Also nicht aufhören zu paddeln wenn man glaubt das man durch ist.

Übernachten auf dem Alten Rhein bis Breisach

Die Strecke besteht aus zwei Tagen Wildnis pur. Es finden sich unterwegs wunderschöne Kiesstrände wo man campen könnte. Daher ist es wichtig genug Essen und Wasser einzupacken unabhängig zu sein. Weil jeder schöne Platz schon von Nacktschwimmern belegt war habe ich am Ende meine Hängematte in einem überhängenden Baum gespannt, das geht auch. Ich habe unterwegs auch einige Bootsrampen gesehen wo das Ufer nicht bewaldet war und die Strecke zugänglich ist und man vielleicht Trinkwasser finden könnte, aber ich würde es nicht drauf ankommen lassen.

Orientierung

Für diese Strecke hatte ich das Deutsche Flusswanderbuch dabei. Allerdings hilft das hier nur beim Brücken zählen. Links und rechts steht über Kilometer nur Wald und die Kilometrierung ist oft nicht sichtbar. Mit der Strömung vorwärts paddeln und geniessen ist hier das Motto. Die Chance jemand anders zu treffen ist relativ klein. Den Ungeduldigen hilft sicher der Blick aufs GPS.

Übernachten in Breisach

Nach zwei Tagen in der Wildnis ist das erste Haus am rechten Ufer der Ruderverein von Breisach. Paddler und Fahrradfahrer können hier für 10€ pro Nacht das Zelt aufstellen. Gleich daneben befindet sich die Jugendherberge. Nach der Schleuse (Selbstbedienung, mit dem Kajak darf man durch) kommt links am Sporthafen auf der Französischen Seite ein Campingplatz.

In Breisach kommen der Rheinseitenkanal und der Alte Rhein wieder zusammen. Aber schon bald stellt sich wieder die Frage ob Kanal oder Fluss. Dazu nächste Woche mehr.

Anmerkung: Ich beschreibe hier die Strecke so wie ich sie im Juli 2018 angetroffen habe. Bist du aus der Gegend oder bist du die Strecke selbst gefahren? Stimmen die Angaben noch? Schreibe mir das bitte in die Kommentare!

  1. Rainer Hauch

    Vielen Dank für diesen tollen Bericht! Wir werden diesen Sommer den Altrhein auch mal mit dem Seekajak fahren. War mir nicht sicher, ob das geht. Dank deinem Bericht wissen wir es jetzt :).

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert