Von Breisach nach Kehl im Kajak: Kanal oder Alter Rhein?

posted in: Kajak, Rhein | 0

Vielleicht stellst Du dir die Frage gerade auch. Ehrlich gesagt, ich wusste das noch nicht mal am Vorabend welchen Weg ich nehmen würde. Mein Flussführer erwähnt empfiehlt den Kanal zu nehmen. Schlussendlich wurde mir die Entscheidung abgenommen. Nach über einer Stunde in der Hitze vor der Schleuse rief mich der Schleusenwärter aus. Kajaks werden nicht geschleust und eine Möglichkeit mein schwer beladenes Seekajak über die schrägen betonierten Kanalwände auszubooten ohne dass es Schaden nimmt habe ich nicht gefunden. Dann kam noch ein Motorboot vorbei das mich fast zum Kentern gebracht hat und die Sache war klar für den Alten Rhein entschieden.

Die Ausbootstelle in Burkheim

Eigentlich ist das halb so wild. Etwa eine Stunde nach Breisach kommt der nächste Damm. Hinten im Yachthafen von Burkheim ist der Ausstieg für Paddler. Es ist die erste niedrige Betontreppe die davor spitze Steine im Wasser hat. Davon wird es noch einige geben. Vom Damm muss man den Spazierweg hinunter und über eine Rampe wieder in den Unterlauf. Tipp: nebenan auf dem Fussballplatz gibt es ein kleines Restaurant mit kühlen Getränken. Ein guter Rastplatz bevor es wieder in die Wildnis geht.

Ab hier wurden auf dem Altrhein in regelmässigen Abständen Kulturwehre zum Hochwasserschutz eingebaut. Ich habe hier immer nur ca. 20km pro Tag geschafft. Das heisst, dass der Rhein eigentlich fast nicht fliesst und man ständig am Umtragen ist. Die Wehre selbst sind erkennbar an den roten Bojen die dich auf die Ausbootstelle leiten und meistens haben die Wehre eine Aussichtsplattform. Ein Bootswagen ist hier Pflicht.

Auf dem Alten Rhein ist Übernachten schwierig. Die Ufer sind bewachsen. Links ist Frankreich und meistens Naturschutzgebiet und daher Betretungsverbot. Rechts läuft der Fahrradweg, wo aber nur tagsüber etwas los ist. Vielleicht lässt sich an den Wehren ein Zelt aufstehen.

Vom Damm nach Breisach bis zur Vereinigung mit dem Kanal sind es zwei Wehre. Die Ein- und Austiegsstellen sind Treppen, teilweise so hoch dass es alleine nicht möglich ist. Aber wie gesagt, hier gibt es viele hilfsbereite Fahrradfahrer. Auf diesem Abschnitt ist der einzige Platz wo man übernachten könnte in der ersten Kurve auf Französischer Seite ein kleiner Schulhafen. Das Gelände ist allerdings privat und ich musste erst um Erlaubnis fragen.

Stauwerk Rhinau

Als nächstes kommt das Stauwerk von Rhinau. Die Ausbootrampe liegt rechts hinter dem Yachthafen im ruhigen Wasser. So ruhig, dass ich mich erst durch einen fünfzig Meter breiten Algenteppich kämpfen musste um an Land zu kommen. Dort erwartet dich aber eine Belohnung: Der Kiosk Rheinblick hat kühle Getränke, Essen, Eis und eine Toilette mit bester Aussicht auf den nächsten Rheinabschnitt. Das ist die letzte Möglichkeit Wasser zu tanken bis Kehl. Einmal mehr musst du dich entscheiden wie du fährst.

Magst du Einsamkeit? Magst du die Herausforderung? Willst du noch mehr Wehre sehen? Oder anders gesagt: Wenn du bis jetzt auf dem Alten Rhein bis hierher gekommen bist, dann machst du am Besten auch auf dem Alten Rhein weiter. Die Strecke führt durch stille Gewässer und im Slalom um Algenteppiche, allerdings ist hier ein- und ausbooten kinderleicht. Auf den folgenden Abschnitten bis Kehl hast du sogar die Auswahl zwischen Treppen und kurzen flachen Rampen. Gewöhne dich an den Rhythmus: 3km paddeln, an die Rampe fahren, Räder drunter, 500m ziehen, sich was einfallen lassen die vom Moos völlig überwachsene Einbootstelle zurück ans Wasser bewältigen, Räder weg, einsteigen und dann das Ganze wieder von Vorne.

Stauwehr Schwanau

Achtung: Am Stauwehr Schwanau musst du rechts über die Rampe hinaus und danach über eine Strasse, die genau dort eine Kurve macht. Weil man mit einem Tourenkajak nicht mal eben über die Strasse rennen kann ist hier Vorsicht geboten. Die Autofahrer können dich erst in der Kurve sehen.

In Altheim läuft man am Parkplatz vorbei auf dem Altrheindamm zu den Einbootstellen. Rechts geht es in eine Stillen Altrheinarm, links direkt ins Unterwasser. Nimm auf jeden Fall die linke. Der Altrhein rechts ist eine Sackgasse. Ein Abfluss ist durch einen Baum versperrt, der Andere vermutlich nicht tief genug. Der Parkplatz ist übrigens ein Grasfleck wo man vielleicht sein Zelt aufstellen könnte, noch besser für eine Übernachtung ist die erste Insel die kommt nach dem Einbooten.

Kraftwerk Kehl

Der Stausee vom Stauwerk Kehl fühlt sich ewig lang an. Der Umtrageweg führt einen langen Kiesweg bergan, dann übers Kraftwerksgelände wieder über eine Rampe zurück ins Unterwasser. Dann hast du es geschafft. Jetzt wieder mit Strömung geht es unter der Europabrücke hindurch. Der Campingplatz von Kehl ist nicht direkt am Wasser, die Jugendherberge auch nicht aber die freundlichen Paddlerkollegen von der Kieler Paddlergilde nehmen Gäste auf.

Kehl/Strassbourg ist eine tolle Stadt um eine Pause zu machen. Der nächste Supermarkt ist von der Europabrücke 10min stadteinwärts. Aber kaufe nicht zu viel ein, die Kraftwerke sind noch nicht vorbei. Dazu in nächsten Beitrag mehr.

Anmerkung: Ich beschreibe hier die Strecke so wie ich sie im Juli 2018 angetroffen habe. Bist du aus der Gegend oder bist du die Strecke selbst gefahren? Stimmen die Angaben noch? Schreibe mir das bitte in die Kommentare!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert